Das Kulmbacher Badhaus  -2-

  Im Boden verborgene Geschichte

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Das alte Badhaus (im Aug.1981) vor der Renovierung

 
Die Untersuchungen und Befunde im Badhaus 1985 bis 1998

Kulmbach (Lkr. Kulmbach). TK 5834; NW 94-4. Oberhacken 34. Im Vorfeld der Gebäudesanierung wurden in der bis 1806 betriebenen „Oberen Badstube" archäologische Untersuchungen erforderlich.
Das heutige Gebäude umfaßt zwei Parzellen, die bis zum Stadtbrand des Jahres 1553 getrennt waren. Im östlichen Gebäudeteil wurden bei bauvorgreifenden Grabungen durch das BLfD mehrere Mauerzüge erfaßt, die durch eine Brandschicht abgeschlossen waren. Aus den Schichten unter dieser Brandschicht stammt überwiegend Keramik der zweiten Hälfte des 14. Jhdts. In der im aufgehenden Bau noch ablesbaren Badstube fand 1998 eine gezielte Untersuchung durch das "Institut für angewandte Kulturwissenschaften Tübingen" (IKU Tübingen) statt.
 
Dokumentation
1985: Bauaufmaß und und Schadensanalyse
sowie dendrochronologische Untersuchung
1993: restauratorische Untersuchung
1998: archäologische Befundaufnahme im EG (IKU Tübingen)
 
Zur Geschichte der Badstube
Die „Obere Badstube" wurde als eines von insgesamt drei öffentlichen Badhäusern Kulmbachs 1398 erstmals erwähnt und bis zum Jahr 1806 betrieben. Als älteste Strukturen wurden die Fundamente eines Gebäudes unbekannter Ausdehnung, die Überreste einer Latrine sowie mehrere Nutzungshorizonte erfaßt, die Fundmaterial des 14./15. Jh. enthielten. Im 15. Jh. wurde im östlichen Abschnitt des Grabungsgeländes ein etwa 13,70 x 10,00 m großer Baukörper errichtet, der sich im Ostteil des heutigen Erdgeschosses erhalten hat. Das Fachwerkobergeschoß und der Dachstuhl wurden 1557/58 aufgerichtet. Durch einen 9,80 x 9,00 m großen Anbau im W wurde das Gebäude im 16. Jh. auf seine heutige Größe erweitert.
Nach Aussage der dendrochronologischen Untersuchung stammt der Dachstuhl über diesem Anbau aus dem Jahr 1580. Bei der archäologischen Untersuchung wurden umfangreiche Überreste der einstigen Innenausstattung erfaßt, die wesentliche Informationen zur Aufteilung und Nutzung der Erdgeschoßräume seit dem 16. Jh. lieferten.
 
Lage und Ausstattung der Badstube
Die eigentliche Badstube war demnach im Westteil des Erdgeschosses untergebracht (E11 und E12). Der Raum war mit einer flachen Holzbalkendecke versehen, die dendrochronologisch in die Zeit um 1682 datiert werden konnte.
Zur Ausstattung gehörte außerdem ein leicht geneigter Fußboden aus Sandsteinplatten und Backsteinen, in den Abflußrinnen eingelassen waren. In der südöstlichen Raumecke wurden die Fundamente des Badofens freigelegt, der als Wärmequelle und für die Aufgüsse beim Schwitzbad genutzt wurde. Unmittelbar daneben befand sich die Heizeinrichtung für einen Warmwasserkessel (E 12).
 
Bemerkenswert war eine oberhalb des Kessels erkennbare Wandöffnung (links im Profil 3). Sie ermöglichte den Zugriff auf das im Kessel erwärmte Wasser auch von dem östlich der Badstube gelegenen Vorbad (E 10) aus, das als Waschraum für die Badegäste diente. Im Vorbad war der Bedienungsraum für die Ofenanlagen integriert. Im östlichen Abschnitt des Erdgeschosses ist der Umkleideraum anzunehmen. Von der Badhausnutzung zeugen mehrere Fragmente von Schröpfköpfen aus Keramik sowie ein vollständig erhaltenes Exemplar aus Buntmetall. Verbleib: Landschaftsmuseum Kulmbach.
[Kurzbericht aus Ausgrabungen und Funde in Oberfranken 11,1997-1998 S. 61 f., mit Ergänzungen aus B. Tuchen,
Öffentliche Badhäuser in Deutschland ... ]
 

Quellen
(1) Ausgrabungen und Funde in Oberfranken 11,1997-1998 S. 61 f
(2)
Birgit Tuchen, Öffentliche Badhäuser in Deutschland und der
Schweiz im Mittelalter und der frühen Neuzeit (Petersberg 2003).

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3

      Grundriss des Erdgeschosses: Phase I - III
      [aus (2), S. 233, Abb. 75].

 

4

Im Profil sind die später vermauerten Zugänge zum Warm-wasserkessel bzw. Badofen deutlich zu erkennen:
Profil 3 [aus (2), S. 236, Abb. 78].



 

             Bild 5

Grube für den in den Erdboden eingelassenen Wasserkessel


 

           Bild 6

Rechts sind die  Fundamente des Badofens
zu erkennen, der von außen beheizt wurde.

 

          Bild 7


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 Weitere Bilder und Funde (Badhaus -3-)


    nach oben         [home]                                                 Alle Fotos: D. Sch.                       Dieter Schmudlach (D. Sch.): 25./27.02.2006