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Ausgrabungen
in Siedlungen zeigen, wie die Häuser gebaut waren, wo Handwerker
arbeiteten, welche Haustiere man kannte, welches Wild man jagte und
mit welchen Mitteln man sich gegen Feinde zu schützen verstand. Je
weiter wir jedoch in die Vergangenheit zurückblicken, desto
undeutlicher wird dieses Bild, um so bescheidener werden die
materiellen Hinterlassenschaften, um so ungenauer ist die zeitliche
Einordnung eines archäologischen Fundes. Die
älteste Besiedlung Oberfrankens fand in der Altsteinzeit, vor etwa
100 0000 Jahren statt. Die Menschen, wohl die Neandertaler, lebten in
kleinen Gruppen als Jäger und Sammler. Sie hausten in einfachen
Zelten und Astverschlägen und verfertigten bereits eine relativ große
Anzahl verschiedenartiger Steinwerkzeuge und Waffen. Vor etwa 40 000 Jahren musste der Neandertaler dem ihm technologisch überlegenen Homo sapiens, also dem jetzt lebenden Menschen, weichen. Aus dieser Zeit gibt es in Oberfranken keinen Hinweis auf seine Anwesenheit, was möglicherweise an den extremen Witterungsbedingungen gelegen haben mag. Erst gegen das Ende der Altsteinzeit, vor etwa 12 000 Jahren, werden die Höhlen der Fränkischen Alb von Jägergruppen aufgesucht und bewohnt, was sich anhand einiger sorgfältig bearbeiteter Feuersteingeräte nachweisen lässt. Auf
die Altsteinzeit folgte nach dem Ende der Eiszeit vor etwa 10 000
Jahren die Mittelsteinzeit. Abgesehen davon, dass ein Großteil der
Gerätschaften aus Feuerstein nun als winzig kleine Einsätze für
Holzschäftungen gearbeitet wurde und die Menschen in kleinen
Freilandsiedlungen wohnten, änderte sich das Lebensbild im Vergleich
zur vorangegangenen Altsteinzeit kaum, bis vor etwa 7000 Jahren eine
der wichtigsten Änderungen in der Entwicklung der vorgeschichtlichen
Kultur eingeleitet wurde, die „Neolithische Revolution“ (V. G.
Childe). Die
erste bäuerliche Kultur Mitteleuropas, die sogenannte Bandkeramik
(benannt nach den Verzierungen auf ihren Gefäßen), hat ihre
kulturellen Quellen auf dem Balkan. In der Jungsteinzeit wurde
Oberfranken mit Ausnahme der Mittelgebirge Steigerwald, Frankenwald
und Fichtelgebirge besiedelt. Die wesentlichen Neuerungen dieser
Kulturstufe sind Ackerbau (und damit Vorratswirtschaft und
Sesshaftigkeit), Viehhaltung, Hausbau, Spinnen und Weben sowie
Keramikherstellung. Abgesehen von einer Differenzierung in
verschiedene Kulturgruppen in der Folgezeit, von denen insbesondere
die Rössener und die Michelsberger Kultur genannt seien, ändern sich
die Lebensverhältnisse bis zum Ende des zweiten Jahrtausends nur
wenig, Um
2000 v. Chr. tritt nun erstmals gelegentlich Kupfer auf. Die beiden
wichtigsten endjungsteinzeitlichen Kulturen in Oberfranken sind die
Schnurkeramik und die Glockenbecherkultur die bei uns unterschiedliche
geografisch unterschiedliche Verbreitung aufweisen. Im Gegensatz zu
den Glockenbecherleuten beerdigen die Schnurkeramiker ihre Toten
erstmals in Grabhügeln (so bei Neudorf, Lkr. KU oder bei Kümmersreuth,
Lkr. LIF). Diese Sitte wird sich mit Unterbrechungen bis zum Ende des
5. Jahrhunderts vor Christi halten.
Ab
1800 v. Chr., in Oberfranken vielleicht auch 100 Jahre später, findet
abermals ein kulturhistorisch einschneidender Wandel statt. Werkzeuge,
Waffen und Schmuck werden nun aus einer Legierung von Kupfer und Zinn
(beides musste importiert werden) hergestellt. Die Bronzezeit hat
begonnen. Mit
dem Besitz dieses wertvollen Metalles beginnt sich nun auch eine
soziale Gliederung zu entwickeln, die sich anhand der Beigaben in den
Gräbern (zu Anfang noch Flachgräber, dann Grabhügel) nachweisen lässt.
In der letzten bronzeführenden Kultur, der Urnenfelderzeit (benannt
nach ihren Brandbestattungen, 12. bis 8. Jahrh. v. Chr.) erreicht sie
mit einem ausgeprägten Kriegeradel einen Höhepunkt. Außergewöhnlich qualitätvolle Waffen,
Helme, Schilde und Schwerter aus Bronze, sowie der Bau mächtiger
Befestigungen mit Steinmauern (so bei Kronach-Gehülz) verdeutlichen diese Entwicklung.
Im
späten 8. Jahrh. v. Chr. wird eine neue Epoche eingeleitet, die
Eisenzeit. Nach einem Jahrhundert der Konsolidierung entwickelt
sich im 6. Jahrhundert vor Chr. ein
Häuptlingstum, das von kleinen, stark befestigten Burgen aus
das Umland beherrscht und deren Träger in reich ausgestatteten Grabhügeln
beigesetzt werden. Diese frühen Kelten haben in Südwestdeutschland
intensiv Handel mit Griechenland getrieben, dessen Spuren in Form von
Keramikimport bis nach Unterfranken hineinreichen. Vielleicht als
Folge von politischen und sozialen Umbrüchen setzen zu Beginn des 4.
Jahrhunderts die historisch überlieferten Keltenwanderungen ein, die
weite Teile Frankens, besonders Oberfrankens, nahezu entvölkern. Im
zweiten vorchristlichen Jahrhundert nimmt die Besiedelung wieder stark
zu.
Angeregt durch die Verhältnisse im mediterranen Raum, bauen
die Kelten nun Städte (Oppida), die von starken Stadtmauern umgeben
sind (etwa auf dem Staffelberg) und gehen zur Geldwirtschaft über,
was sich durch zahlreiche Münzfunde aber auch durch Münzstempel
nachweisen lässt.
In
der zweiten Hälfte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts werden
diese Städte aufgelassen, wahrscheinlich als Folge der Einwanderung
suebischer Verbände, welche die einheimischen Kelten
„germanisieren“, ein Schicksal, das ihnen in ähnlicher Form
bereits im römischen Machtbereich widerfuhr. Oberfranken gehört von
nun an zur ‚Germania libera’, dem freien Germanien.
Während
der Völkerwanderungszeit ziehen Burgunder und Alamannen durch das
Land. Um 400 nach Christi werden wiederum an mehreren Plätzen Burgen
errichtet, vielleicht durch die Thüringer, die ihr Reich bis zur
Donau ausdehnten. Im 6. Jahrhundert setzt dann die fränkische
Landnahme ein, die nach der Vernichtung des Thüringischen Reiches
(531) nun ungehindert fortschreiten kann. Unter
den Karolingern werden auch so entlegene Gebiete wie Oberfranken dem
Frankenreich eingegliedert. Slawische Siedler, die für zahlreiche
oberfränkische Orte namengebend waren, lassen sich spätestens seit
dem 8. Jahrhundert nachweisen. Einher mit dem frühmittelalterlichen
Landesausbau geht die Christianisierung, die im 9. Jahrhundert auch
die im östlichen Franken lebenden Slawen zu erfassen beginnt. Mit der
Konsolidierung der fränkischen Macht ist die Frühgeschichte
abgeschlossen, und die Region tritt nun voll in das Licht der
Geschichte. Nach
einem Aufsatz von B.-U. Abels in dem Katalog zur Ausstellung des
Historischen Museums Bamberg: „Frühe Kulturen in Oberfranken –
von der Steinzeit bis zum Frühmittelalter“ (o. J.)
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