Die Grünbürg bei Stadtsteinach 
eine Burg an der Kreuzung von Altstraßen 

[zurück zu den Mittelpunktsburgen]

                                                                                         

  Abb. 1

Mittelpunktsburgen oder Landesburgen am Obermain
[Karte nach Klaus Schwarz, Ausgrabungen  (= Lit. 12) Beilage 14]

Der Ringwall Grünbürg liegt auf einer Bergkuppe unweit von Stadtsteinach, Lkr. Kulmbach, welche die Niederung um durchschnittlich 150 m überragt. Die Hänge fallen nach Westen, Süden und Osten steil ab. Im Norden geht die Bergkuppe, 40 m ansteigend, in die Hochfläche des Frankenwaldes über. 

Die ovale Ringwallanlage, die zu den schönsten ihrer Art in Mainfranken zählt, weist eine dreifache, gestaffelte Bewehrung auf. Der oberste und damit auch innerste Wall schließt eine Fläche von 155 x 85 m ein. Der Wall, der noch eine durchschnittliche innere Höhe von 1 m erreicht, ist nach außen steil geböscht und fällt 4 m tief zu einer künstlich angelegten Geländestufe ab, die außer im Norden die ganze Bergkuppe als zweite Bewehrung einschließt.  

Von dieser Geländestufe fällt eine künstlich abgesteilte Böschung durchschnittlich 4 m tief zu der dritten Bewehrung ab, welche aus einem Hanggraben und einem durchschnittlich noch 0,5 m hohen, vorgelagerten Hangwall besteht. Beide setzen im nördlichen Bereich der Anlage aus.

Die Burg hat zwei Zugänge. Im Norden liegt eine Wallunterbrechung mit leicht zueinander versetzten Wallenden, bei der es sich wahrscheinlich nur um eine Pforte handelt. Das eigentliche Tor liegt im Süden, wo der heutige Weg die Höhe des Berges erreicht. Im untersten Wall lässt sich eine kleine Einziehung der Wallenden erkennen, im obersten sind beide Wallenden zangenartig umgebogen und bilden so eine 5 m breite und 5 m lange Torgasse.

Außer einigen vorgeschichtlichen Scherben wurden auch mittelalterliche Keramikbruchstücke gefunden. Insgesamt weist der Aufbau der Befestigung auf eine Entstehung in karolingisch-ottonischer Zeit hin. Die Grünbürg liegt an einer Kreuzung von drei Altstraßen (Karte oben). Sie diente wohl der Überwachung dieser Handelswege und als Grenzbefestigung.

Insgesamt gibt es in Oberfranken 38 Burgen dieser Zeitstellung, deren östliche Verbreitungsgrenze, von wenigen Ausnahmen abgesehen, sich entlang der Linie Kronach - Kasendorf - Pottenstein erstreckt und hiermit den Umfang des karolingisch-ottonischen Landesausbaus verdeutlicht [B.-U. Abels in Lit. 2]

Untersuchungen 1888 und 1890 (E. Seyler) 
1897 (F. Vollrath) und 1939 (M. Hundt)

Literatur
(1) B.-U. Abels, Archäologischer Führer Oberfranken S. 169 f.
     (= Lit. 2)
(2) K. Schwarz, Die vor- und frühgeschichtlichen Geländedenkmäler
     Oberfrankens, Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte,
     Heft 5, Lassleben 1955 (= Lit. 30.)
(3) K. Leidolf, P. Ettel, W. Irlinger, J. Zeune, Burgen in Bayern,
     S. 110 f. (= Lit. 25)

     [zurück zu den Mittelpunktsburgen]

     

    
Schwarz gefülltes Quadrat   =>  Burg an Hoher Straße                    

Doppelter Kreis                  =>  Große karolingisch-ottonische
                                                 Mittelpunktsburg (Bamberg)
Einfacher gefüllter Kreis       =>  Kleine karolingisch-ottonische
                                                 Mittelpunktsburg

Dreieck mit Spitze n.oben     =>  Frühe karolingisch-ottonische
                                                  Mittelpunktsburg
Dreieck mit Spitze n. unten   =>  Frühe Adelsburg / Burg 
                                                  freier Grundherren (klein)

 

 

   2

Stadtsteinach, Lkr. Kulmbach mit Grünbürg 
(mit Laubwald bedeckte Kuppe in der Mitte links von der Kirche)

 

 

    Abb. 3

Plan der Wallanlagen 
[nach K. Schwarz (2), Beilage 11]

 

 

  Abb. 4

Wall und Graben am Zugang zur Bergkuppe


    nach oben                  [home]                                     Fotos 2 + 4: D. Sch.                   Dieter Schmudlach (D. Sch.): 23.01.2004/13.10.2006