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2 Goldblechkegel
(Goldhüte) von Avanton,
Zerhackte Fragmente des Goldkegels
Westfrankreich: 53 cm, Ezelsdorf-Buch,
von Ezelsdorf-Buch (Nürnberger Land)
und Schifferstadt, Rheinland-Pfalz (von
links) mit
eingepunzten
Kreisornamenten
[Aus: Bronzezeit in Deutschland.
Archäologie [(1) =
Lit. 35 S. 240,
Abb. 4]
in Deutschland, Sonderh. 1994, S.96,
Abb.91]
Zerhacktes
Gold
Im Frühjahr 1953 wurden auf der Ortsflur von Buch unweit
von Ezelsdorf, Lkr. Nürnberger Land, Baumstümpfe gerodet. Dabei stieß man nur 8 cm unter
der Erdoberfäche auf ein Stück Blech. Da dieses bei der Arbeit
störte, zerhackte man es und warf es achtlos weg. Erst als
die Blechstücke vom Regen freigespült waren, wurden sie als Gold
erkannt und von der Ehefrau eines Arbeiters eingesammelt. Georg
Raschke, der damalige Leiter der vor- und frühgeschichtlichen
Sammlung des Germanischen Nationalmuseums, konnte die Fragmente
aufgrund der darauf zu erkennenden Kreisornamente richtig einordnen. Es
gelang ihm, die Goldbleche anzukaufen (280 g) und bei einer
Nachuntersuchung der Fundstelle weitere Fragmente (30 g) sowie
Bruchstücke von zwei Bronzereifen zu bergen. Nachträglich stellte
sich heraus, dass diese zu einer Verstärkung einer Hutkrempe
gehört haben könnten. [nach T. Springer in
Lit. 35, S. 239ff].
Zur Funktion der Goldkegel
Während der 1835 beim Umgraben eines Ackes gefundene "Goldene
Hut von Schifferstadt", Lkr. Ludwigshafen, schon seit jeher als
Kopfbedeckung angesprochen wurde, vermuteten P. Schauer und W.
Menghin in dem Goldkegel von Ezelsdorf die goldene Bekrönung eines
Kultpfahles. Erst Sabine Gerloff plädierte 1995 für eine Deutung
der Goldblechkegel als Kegelhüte. Der für das Berliner Museum für
Vor- und Frühgeschichte 1996 aus dem Kunsthandel erworbene 75,5 cm
hohe "Goldene Hut" trug wesentlich zum Verständnis diese Fundgruppe
bei. Wie schon beim
Schifferstadter Hut erschlossen, besitzt
auch er
eine Verstärkung des Krempenrandes.
Gemeinsam mit S. Gerloff ist Lothar Sperber der Ansicht, dass hinter
den kegelförmigen Zeremonialhüten die Idee der konischen
Götterkrone Vorderasiens steckt, welche wohl der kultischen
'Überhöhung' einer Person durch eine hohe Kopfbedeckung dienen
sollten. L. Sperber nimmt für die westliche Urnenfelderkultur als
Träger dieser Goldhüte letztlich einen Personenkreis "speziell
priesterlicher oder magischer Funktion" an, welche von S.
Gerloff als 'Priesterkönige' angesprochen werden
[nach
L. Sperber in
Lit. 35, S. 211ff].
Nach der Dechiffrierung der eingepunzten Ornamentik nimmt W. Menghin
an, dass diese Zeremonialhüte auch eine Bedeutung als Kalender
hatten und dass man mit ihnen beispielsweise Sonnen- und Mondphasen oder die
Termine für Aussaat und Ernte bestimmen konnte. =>
Kalendersysteme [Wikipedia.org]
Zeremonielle
Kleidung
In der Nähe von Freising befindet sich unweit von Bernstorf eine
bronzezeitliche Burganlage, die dendrochronologisch in die Zeit um
1370 v. Chr. datiert werden kann. Hier wurden nach Rodungsarbeiten
1998 durch einen Hobbyarchäologen Goldblechteile
geborgen. Diese gehören zu
einer nahezu vollständigen Tracht- ausstattung der Bronzezeit (des 15. - 14.
Jhdt. v. Chr.).
Da die einzelnen Teile (Kopfschmuck, Brustschmuck, Gürtel
und eine Nadel) zu fragil sind, um von einem Herrscher oder
Priester getragen zu werden, geht man davon aus, dass sie an dem
Gewand eines lebensgroßen Kultbildes befestigt waren. Entsprechende
Spuren legen nahe, dass die Figur wahrscheinlich durch
Brandeinwirkung zerstört wurde. Die goldenen Besatzteile fanden
sich zusammengefaltet in einem Ton-Sandgemisch; sie wurden also
absichtlich in den Boden verbracht.
Weitreichende
Kontakte
Nur wenige Meter von dem Goldfund entfernt wurden im Herbst 2000
zwei
Bernsteinstücke entdeckt, von dem eines ein
Siegel darstellt.
Bei den darauf eingravierten drei Zeichen in Linear-B könnte es
sich um einen Namen oder aber um magische Zeichen handeln. Zusammen
mit den Goldfunden belegen sie einen engen kulturellen Kontakt
Südbayerns zum mediterranen Raum, speziell zum mykenischen
Kreis [nach R. Gebhard in Lit.
35, S. 149ff. - Siegel (Länge: 3,1 cm) aus: Das Archäologische Jahr
in Bayern 2000 (= Lit. 11), S. 45, Abb. 38].
Das
Ornat vom Bullenheimer Berg (Kr. Neustadt/Aisch)
Der 1998 von Schatzsuchern mit einem Metalldetektor aufgespürte
Hortfund des 12. bis 9. Jhdts. v. Chr. lag in einem Tongefäß
[=> Bild].
Neben zerbrochenen Bronzeschmuckstücken und sieben Werkzeugen
befanden sich in dem Tongefäß zwei langovale Blechstücke aus
Gold mit Kreisverzierung und einer rückseitigen Verstärkung aus
Bronzeblech, sechs kleine Schälchen mit Befestigungslöchern am
Rande sowie sechs goldene Spiralringe.
Im Gegensatz zu den Teilen des Bernstorfer Zeremonialgewandes
stellt der Komplex vom Bullenheimer Berg ein gebrauchsfertiges
Ensemble dar. Vielleicht waren die Bleche ehemals auf ein
Zeremonialgewand aufgenäht, während die sechs Buckel und
Schleifenringe zu einer Art Haube gehört haben könnten
[nach
T. Springer in
Lit. 35, S. 22 u. 150f].
Quellen
(1) Gold
und Kult der Bronzezeit. Katalog zur Sonderausstellung
des Germanischen Nationalmuseums vom 22. Mai bis 7. September
2003 (= Lit. 35)
(2)
Das Archäologische Jahr in Bayern 2000 (=
Lit. 11), S. 44ff.
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Abb. 3
Ein Teil der Blechfragmente
des Kegels von Ezelsdorf-Buch
[(1)
=
Lit. 35, S. 241, Abb. 8]
4
Abb. 5
Der Goldkegel von Ezelsdorf-Buch,
dto.: Ausschnitt
Lkr. Nürnberger Land, 88,3 cm hoch
[(1)
=
Lit. 35:
Umschlagbild]
nach erneuter Restaurierung im RGZM
[i(1)
=
Lit. 35, S. 238, Abb. 1]
Abb. 6
Der "Goldene
Hut" von Schifferstadt,
Lkr. Ludwigshafen, 29,6 cm hoch.
[(1)
=
Lit. 35, S. 301, Abb. 33a]
Abb. 7
Die Teile des Goldornats
von Bernstorf, Lkr. Freising
[(1)
=
Lit. 35, S. 148, Abb. 1]
Abb. 8
Hortfund vom
Bullenheimer Berg,
Lkr. Neustadt/Aisch: Teile des Goldornats
[(1)
=
Lit. 35, S. 151, Abb. 2]
=>
Der
Hut von Schifferstadt
[Wikipedia.org]
=>
Gold-
und Bernsteinfunde von Bernstorf
[kranznet.indi.de]
=>
Kalendersysteme
[Wikipedia.org]
=>
Zeittafel
u. Stufen der Bronzezeit
[(1)
=
Lit. 35, S. 339]
=>
Liste
sakraler Goldobjekte der Bronzezeit [(1)
=
Lit. 35, S. 341]
=> Die
Himmelsscheibe von Nebra
[Wikipedia.org]
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