Archäologiepreis 2006
der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e. V.
überreicht bei einem Festakt
auf der Plassenburg am 30. Juli 2007
Laudatio von B.-U. Abels
zur Preisverleihung der Gesellschaft für Archäologie in Bayern für
Herrn Dieter Schmudlach aus Kasendorf, Lkr. Kulmbach
"Liebe Frau Schmudlach, lieber Herr Schmudlach, meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Wenn heute Herrn Dieter Schmudlach der Preis der Gesellschaft für
Archäologie in Bayern verliehen wird, so erfährt diese Ehrung ein
Mann, der seit 47 Jahren zum engsten und verlässlichsten
Mitarbeiterkreis der archäologischen Denkmalpflege Oberfrankens
zählt.
Herr Schmudlach wurde 1936 in Schneidemühl, in der ehemaligen
Grenzmark Posen - Westpreußen geboren. Wie Millionen anderer
Menschen verlor er durch die Kriegswirren seine Heimat. Im Jahre
1949 fand seine Familie ein neues Zuhause im oberfränkischen
Kasendorf. Wie schwer der Neubeginn in der Fremde nach dem Verlust
von Heimat und Eigentum war, vermag nur jemand zu ermessen, dem ein
ähnliches Schicksal widerfahren ist.
Als Herr Schmudlach 1955 in Bayreuth das Abitur ablegte, 1958 eine
echte Oberfränkin heiratete und schließlich seit 1960
oberfränkischen Kindern fundierte Bildung beibrachte, war aus dem
Rucksackoberfranken ein Einheimischer geworden. Mag nun sein Beruf
als Lehrer einerseits, die Lage seines Wohnortes Kasendorf zwischen
dem bekannten hallstattzeitlichen Grabhügelfriedhof im Pfarrholz und
der mächtigen vor - und frühgeschichtlichen Befestigungsanlage auf
dem Turmberg andererseits, oder aber sein Vorbild, der Schulrat Max
Hundt, dafür verantwortlich gewesen sein, dass sich Dieter
Schmudlach seit 1960 mit Haut und Haar der ehrenamtlichen
Bodendenkmalpflege verschrieben hatte, so war das jedenfalls für die
Archäologie ein Glücksjahr. Wir beide lernten uns im Jahre 1972 bei
der Tagung der ehrenamtlichen Mitarbeiter in Schney kennen, einem
Jahr, in dem Herr Schmudlach auch von offizieller Seite als neu
installierter Kreisheimatpfleger eine Bestätigung seiner so
verdienstvollen Tätigkeit fand.
Wenn man seine außergewöhnlich engagierte Arbeit richtig einschätzen
will, so muss man wissen, dass erst 1976 eine Archäologische
Außenstelle des Bayer. Landesamts für Denkmalpflege in Schloss
Seehof bei Bamberg eingerichtet wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde
Oberfranken von dem weit entfernten Würzburg mit seinem äußerst
bescheidenen Mitarbeiterstab und mit noch bescheideneren
finanziellen Mitteln betreut. De facto hieß das, dass die regionale
archäologische Denkmalpflege in den Händen einiger weniger, sehr
zuverlässiger ehrenamtlicher Mitarbeiter lag, von denen ich hier
stellvertretend nur Karl Dietel, Konrad Radunz, Werner Schönweiß und
natürlich unseren heutigen Preisträger Dieter Schmudlach nennen
möchte.
Dieses Engagement zeichnete sich nicht nur durch zahlreiche
Neuentdeckungen von Funden und archäologischen Denkmälern aus. Wie
Karl Dietel und Werner Schönweiß hatte sich auch Dieter Schmudlach
so gut in das schwierige Sujet der Grabungstechnik eingearbeitet,
dass er selbstständig Notgrabungen durchführen konnte und durfte und
zu diesen auch Vorpublikationen angefertigt hat.
Von seinen zahlreichen Aktivitäten möchte ich hier nur ein paar
wenige, aber für die frühe Geschichte Oberfrankens besonders
wichtige Daten herausgreifen:
Von 1965 bis 1975 stehen Entdeckungen und Voruntersuchungen der
karolingisch - ottonischen Reihengräberfriedhöfe von Alladorf,
Grafendobrach, Schirradorf, Zultenberg und Weismain, von denen dann
einige sehr bedeutende durch das Bayerische Landesamt für
Denkmalpflege ausgegraben und publiziert werden konnten.
Die zweite, für die vorgeschichtliche Besiedlung Oberfrankens so
wichtige Epoche ist die Hallstattzeit, die mir persönlich immer ein
besonderes Anliegen war. Dieter Schmudlachs Hinweis auf die
Gefährdung des großen, völlig abgepflügten Grabhügelfriedhofs von
Tannfeld führte zu einer umfassenden Flächengrabung unseres Amtes,
die ganz neue Erkenntnisse zum Bestattungsritus der frühen Kelten in
Nordostbayern erbrachte. Dieter Schmudlachs größtes Verdienst war
aber die Entdeckung, teilweise Ausgrabung und Vorpublikation des
verschleiften hallstattzeitlichen Grabhügelfriedhofs von Berndorf.
Hier konnte ich mich persönlich vor Ort von Herrn Schmudlachs
Fähigkeiten überzeugen. Bei einem Großteil dieser Untersuchungen
standen ihm langjährige, ehrenamtliche Mitarbeiter, wie Günter Hain,
Ewald Kimpel, Richard Lenker und Peter Ziegler zur Seite. Auch ihrer
möchte ich in diesem Zusammenhang mit herzlicher Dankbarkeit für
alle geleistete Arbeit erinnern.
Neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit
in der archäologischen Denkmalpflege engagierte sich Herr Schmudlach
nicht nur intensiv im Landschaftsmuseum hier auf der Plassenburg,
sondern er hielt über die Jahre hinweg zahlreiche Vorträge und
Führungen zur Vor- und Frühgeschichte im Lkr. Kulmbach und führte
als Lehrer alten Stils seine Schüler an die heimatliche Geschichte
heran. Für all diese ehrenamtlichen Leistungen wurde Dieter
Schmudlach bereits im Jahre 1982 mit der Denkmalschutzmedaille vom
Bayer. Kultusminister ausgezeichnet. So haben wir denn 30 fruchtbare
Jahre zusammen gearbeitet. 30 Jahre, in denen ich Herrn Schmudlach
sehr schätzen gelernt habe. 30 Jahre, für die ich ihm sehr dankbar
bin, aber natürlich auch seiner lieben Gattin, ohne deren
Unterstützung und „Duldung" diese Leistung gar nicht möglich gewesen
wäre.
Seit 1999 befindet sich Herr Schmudlach im „Unruhestand", der
dadurch zum Ausdruck kommt, dass er zwar den Spaten und die
Gummistiefel in seinem Keller vergraben hat, nun aber mit
zunehmender Intensität im Internet die Vor- und Frühgeschichte
seiner Region präsentiert. Möge er das noch viele Jahre zu seinem
Vergnügen und zum Wohle der archäologischen Denkmalpflege des
Landkreises Kulmbach und des Bayerischen Landesamts für
Denkmalpflege fortführen.
Für Ihr großes Engagement erhalten Sie heute verdientermaßen den
Preis der Gesellschaft für Archäologie in Bayern. Hierzu gratuliere
ich Ihnen und Ihrer Gattin von ganzem Herzen!" |
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zum Archäologiepreis]
Dieter Schmudlach (Vierter von rechts) hat
auf der Plassenburg
den Archäologiepreis Bayern bekommen. Dazu
gratulierten ihm
unter anderem (von links):
Dr. Hans Losert von der Universität Bamberg, der ehemalige Leiter
der Archäologischen Außenstelle für Oberfranken,
Professor Björn-Uwe Abels, Landrat Klaus Peter Söllner, der
Vorsitzende der Gesellschaft für Archäologie in Bayern, Professor
Helmut Bender, Dieter Schmudlachs Ehefrau Friedlinde,
Landeskonservator Dr. Sebastian Sommer und Oberbürgermeister Henry
Schramm.
Überreichung des Archäologiepreises 2006
bei einem Festakt auf der Plassenburg am 30. Juli 2007:
Klaus Söllner, Landrat des Landkreises Kulmbach -
Bernd Steinhäuser, Erster Bürgermeister des Marktes Kasendorf -
Henry Schramm, Oberbürgermeister der Stadt Kulmbach - Friedlinde
Schmudlach - Prof. Dr. Helmut Bender, Vorsitzender der
Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. - Dieter
Schmudlach - Dr. C. Sebastian Sommer, Landeskonservator,
Schriftführer der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. -
Werner Hübner, Schatzmeister der Gesellschaft für Archäologie
in Bayern e.V - Dr. Dipl-.Ing. Gerhard Weber, Stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V.
(von links nach rechts)
Dieter Schmudlach
beim 70. Geburtstag am 22. Juni 2007
Berndorf Hügel 2: Rest des Steinkreises (vorne)
und Kammer (helle Steine in der Mitte): 1972
links: Sohn Harald Schmudlach
Alladorf 1984: Landrat Herbert Hofmann,
D. Schmudlach, Bürgermeister Hans-F. Hacker +
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