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Eine Burg kommt in die Jahre - JUBILÄUM   => 850 Jahre Sanspareil
          
   Burg Zwernitz

                                                                                => Überblick / Rückblick auf die Feierlichkeiten

Vor 850 Jahren wurde die Burg Zwernitz erstmals urkundlich erwähnt.
Anlass für eine neue Ausstellung, in der die Geschichte des wehrhaften Gemäuers
und des benachbarten Felsengartens Sanspareil beleuchtet wird.
 

Sie haben es krachen lassen. 850 Jahre alt wird sie schließlich nur einmal, die Burg Zwernitz in Sanspareil. Eine Riesenfete, ein Mittelaltermarkt, ein Feuerwerk als Finale. Das ist vierzehn Tage her. Jetzt ist es wieder ruhig hier, unter der Woche kaum Autos auf der schmalen Straße von Schirradorf über Zedersitz und Wonsees nach Sanspareil, vorbei an Wiesen, Wäldern und fantastischen Felsformationen. Nur die weißen und blauen Bänder vor dem Schlosscafe im einstigen Küchenbau erinnern noch an die Jubiläumsfeier.
 

Was bleibt, ist die neue Ausstellung in der Burg. Als Besitz des Uradelsgeschlechts der Walpoten 1156 in einer Urkunde erwähnt, wird sie nach deren Aussterben an die Orlamünde vererbt, die sie 1290 wieder an die Zollern verkaufen - die Nürnberger Burggrafen sind gerade dabei, sich ein Territorium rings um die Plassenburg zu schaffen, die spätere Markgrafschaft Kulmbach-Bayreuth.
 

Wie das kam und wie es weiterging, wie Markgräfin Wilhelmine nach 1745 den benachbarten Felsengarten Sanspareil anlegen ließ, das ist auf neun großen Tafeln nachzulesen: Welche Bedeutung die Burg in „Stürmischen Zeiten" bei der Landesverteidigung hatte, wie ihr Turm eingebunden war in die Kette der „Warthen ob dem Gebürg", einem Frühwarnsystem von Hof bis Kasendorf mit Sichtverbindung zwischen den einzelnen Stationen. Wie Burg Zwernitz zum Sitz eines Amtes wurde und so Verwaltungsmittelpunkt, welche Orte zu ihm gehörten.
 

Und wie dann um die Mitte des 18. Jahrhunderts auch der Bayreuther Hof die französische Parole „Zurück zur Natur" importierte und den Felsengarten als eine Art literarisches Landschaftsevent gestaltete, in dem die abenteuerlichen Schauplätze des Erziehungsromans „Les Aventures de Telemaque" von Fenelon (die deutsche Übersetzung erschien 1738) eigenwillig nachgebildet wurden. Die Herrschaften blieben dennoch unter sich. Das kann man noch am kleinen Zuschauerbereich des Naturtheaters erkennen, auf dessen Ruinenbühne sich im Sommer übrigens bis heute Dramatisches ereignet.

In Vitrinen liegen Gästebücher des Gasthofs, Napoleon soll auch da gewesen sein. Die Wiederentdeckung der 2002 von einer US-Zeitschrift zum „schönsten Park Deutschlands" ausgerufenen Anlage in der Romantik dokumentieren die Kupferstiche von Johann Thomas Koppel und die 1793 erschienene Beschreibung der „Eremitage zu Sanspareil". Während neben dem Theater der Morgenländische Bau samt Referentenbau und Küche erhalten sind, ist von den hölzernen Staffagebauten nichts mehr zu sehen. Auf dem Belvederefelsen hat man das Fundament einer Dreiergruppe ergraben und mit Steinen markiert. Die Burg Zwernitz - das gleichnamige Dorf war 1746 in Sanspareil umgetauft worden - durfte damals nur noch die Rolle eines hübschen Akzents in der Landschaft spielen.
 

Die mit Informationen nicht geizenden Tafeln werden weiterhin in den Räumen der Burg Auskunft geben. An die Zehn- bis Zwölftausend Menschen besuchen Burg und Park im Jahr, sagt Verwalter Günther Schwarzott, der gerade die Handwerker einer Bayreuther Turmuhr-Firma in die Höhe dirigiert. Dort können sie vielleicht auch mit einem Seitenblick die sagenhafte Aussicht genießen.

„Ein einzigartiges Ensemble", freut sich Christine Maget. Sie leitet seit Jahresbeginn die zuständige Bayreuther Filiale der 1942 Burgherrin gewordenen Bayerischen Schlösserverwaltung. Stolz ist sie, weil sie und ihre Mitarbeiter die Ausstellung selbst erarbeitet haben, unterstützt von der Mannschaft auf der Plassenburg und vom Kulmbacher Heimatpfleger Ruprecht Konrad-Röder.
 

Wer das Festwochenende verpasst hat, braucht sich nicht zu grämen. Gründe, hierher zu kommen, gibt es genug. Den von lichtflimmernden Buchen bestandenen literarischen Felsengarten ohnehin, dazu die Theateraufführungen bis in den August.
 

In diesem Monat, am 22., wird im Morgenländischen Bau zudem eine Kunstausstellung eröffnet. Sie zeigt Bronzegüsse von Sigrid Carl. Die Künstlerin ist die einzige ständige Bewohnerin der Burg Zwernitz. Unter dem Schutz freilich einer vierköpfigen Besatzung der Schlösserverwaltung.
 

Öffnungszeiten

Ausstellung Geschichte der Burg Zwernitz, ihrer Bewohner und des Ortes Sanspareil.
Ort Burg Zwernitz, Sanspareil Nr. 29, 96197 Wonsees
Geöffnet Bis 15. Oktober täglich außer Montag 9-18 Uhr
Eintritt 2,50 Euro, mit Park 4 Euro
Gruppenführungen Nach Vereinbarung

unter Tel. 09274 - 9098912 und - 9098906

[Fränkischer Sonntag , 8. Juli 2006, S. 3 (von Winfried Schleyer)]



      
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FT-Illustration: Michael Karg [229 Kb]